Nachfolgender Artikel entstammt der Samstags-Ausgabe der Saarbrücker Zeitung vom 18.04.2015, SZ-Redakteur Johannes Werres
Vorsitzender ein halbes Jahrhundert lang
Klemens Port führt seit 50 Jahren die heutige Chorgemeinschaft 1859 Lisdorf
Das ist ganz selten: 50 Jahre steht Klemens Port an der Spitze eines großes Vereins. Er schrieb damit lokale Zeitgeschichte und fühlte selbst immer wieder den Puls der Zeitgeschichte. Am Sonntag wird er geehrt. Bereits 2013 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
Von SZ-Redakteur Johannes Werres
Lisdorf. Manchmal muss man stutzen und zweimal hinschauen, bevor man begreift. Klemens Port und sein Männergesangverein Lisdorf ist so ein Fall. Bei Gründung des Vereins im vorvorigen Jahrhundert, 1859, war sein Urgroßvater als Junge dabei. Der Urgroßvater war von 1902 bis 1926 Vorsitzender. Auf ihn folgten nur zwei weitere Vorsitzende, und seitdem hat er das Amt inne: Klemens Port, 73, seit genau einem halben Jahrhundert ununterbrochen Vorsitzender des MGV Lisdorf, der heutigen Chorgemeinschaft MGV 1859 Saarlouis-Lisdorf. War mal der größte Verein in Lisdorf, ist heute der älteste bestehende Chor in Saarlouis. „Auf beiden Seiten, väterlich wie mütterlich, wurde seit zumindest dem 19. Jahrhundert gesungen. Urgroßvater, Großvater, Mutter, sind Beispiele, ebenso Klemens Port und seine drei Brüder auch. Gut verteilte Stimmen, ein 2. Bass, ein 1. Bass, Klemens 2. Tenor und sein Bruder Edmund singt seit 50 Jahren den 1. Tenor. Alle vier Brüder waren mal Messdiener, alle vier spielten Handball. Klemens Port trainiert bis heute F-Handballkinder und eine Handball-AG an der Schule. Ports Enkel setzen manches davon fort.
Der MGV ist sein Leben, assistiert Bruder Edmund auf eine Frage an seinen Bruder.
Die schönste Zeit des Vereins sei zwischen Mitte der 70er und 2007 gewesen, erinnert sich Klemens Port. Die Zeit des Dirigenten Helmut Amann. Volles Vereinsprogramm mit Fastnacht, Fahrten und großen Auftritten. Besuche im Wechsel mit jugendlichen Sängern aus der Partnerstadt Saint-Nazaire.
Singen im Quartett, mit nur vier Sängern, das Personal hatte längst nicht jeder Verein. Port erinnert sich an „russische Lieder“, an Lieder der „Bläck Föös“, „lange bevor die jetzt übliche englischen Lieder kamen“.
Vorsitzender wurde Port mit 23, im März 1965. Da hatte er die Bundeswehr hinter sich. Er gehörte zu den ersten Wehrpflichtigen der Bundesrepublik. Das ist Zeitgeschichte – ebenso wie die angeordnete Verlängerung der 18 Monate Wehrdienst 1961, als die Soldaten nach dem Mauerbau drei Monate länger dienen mussten. Zeitgeschichte auch beruflich: Der Vermessungstechniker leitete die Einführung der EDV für das Katasteramt des Saarlandes. Entwickelte Programmiersprachen, „die bis heute im saarländischen Katasterwesen in Gebrauch sind“. Zeitgeschichte wie seine 20 Jahre Vorsitz des Pfarrgemeinderates. Es waren die Pfarrgemeinderäte der ersten Generation, ab 1965.
Zeitgeschichte, die Besuche der Sänger aus Eisenhüttenstadt im Rahmen der ersten deutsch-deutschen Städtepartnerschaft, 1989, vor dem Fall der Mauer. 1990, gleich nach der Wiedervereinigung, Singen vor der Semperoper in Dresden, „da flossen Tränen“. Das inzwischen verblasste Interesse an dieser Partnerschaft ist Zeitgeschichte ebenso wie der anfangs berührende und 2009 eingestellte Austausch mit jugendlichen Sängern aus der Partnerstadt Saint-Nazaire. Ein bisschen der Zeit hinterher hinkt die Chorgemeinschaft beim Durchschnittsalter – es liegt mit 63 vergleichsweise niedrig.
Klemens sei einer, der immer seine Meinung sage, berichtet sein Bruder Edmund, „aber immer ohne anzuecken“. Deswegen sei er unangefochten immer wieder gewählt worden. Die jetzige Amtszeit läuft noch bis 2016.
Auf einen Blick
Matinee der Chorgemeinschaft Lisdorf am Sonntag, 19. April, 10 Uhr, Hans-Welsch-Halle in Lisdorf. Mit Ehrung langjähriger Sänger, darunter Klemens Port. we
Auf Harmonie bedacht: Klemens Port in Lisdorf.
Foto: Hartmann Jenal